Im Gespräch mit Rettungsschwimmer Willem Verhoef
Die Rettungsbrigade Rockanje ist der Verein, der (Ertrinkungs-)Unfälle am und um den Nordseestrand von Voorne verhindert und bekämpft. Mit einem Team von über sechzig gut ausgebildeten Rettungsschwimmern ist sie 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche und bei jedem Wetter einsatzbereit, sowohl an Land als auch auf dem Wasser.
Im Gespräch mit Rettungsschwimmer Willem Verhoef
Wir treffen Willem, aus Oostvoorne und Masterstudent Complex Systems Engineering and Management an der TU Delft, am Rettungsposten am Strand „1e slag van Rockanje“. Willem erzählt sogleich und voller Leidenschaft von der Rettungsbrigade.
„Unsere Aufgabe besteht zum Teil in der Überwachung und zum Teil im Rettungsdienst. Wir beaufsichtigen in der Hochsaison den belebten Strand von Rockanje und betreuen darüber hinaus die gesamte Nordseeküste von Voorne. Und das das ganze Jahr über. Wir rücken aus, wenn eine Meldung in unserer Rettungsleitstelle, über die Küstenwache oder über den Notruf 112 eingeht.
Ich bin durch Freunde bei der Rettungsbrigade gelandet. Der Club besteht aus einer netten Gruppe von ehrenamtlichen Mitarbeitern. Letztlich wird man durch all die Dinge, die man miteinander erlebt, zu echten Freunden. Während der Schichten verbringt man viel Zeit miteinander. Als Rettungsschwimmer ist man den ganzen Tag über beschäftigt. Wir beaufsichtigen aktiv und wollen verhindern, dass Besucher in Schwierigkeiten geraten. Das ist unsere Hauptaufgabe. Und wir helfen auch, wenn jemand in Schwierigkeiten ist. Aber unsere Aufgabe ist es, zu versuchen, das zu verhindern, bevor es überhaupt passiert. Das bedeutet zum Beispiel, dass wir an einem Tag mit ablandigem Wind zu Fuß, mit dem Auto oder mit einem Boot auf dem Wasser am Strand patrouillieren, um Besucher mit Luftmatratzen anzusprechen und sie auf die Gefahren der Luftmatratzen hinzuweisen.
EHBO/ ERSTE HILFE
„Neben der Beaufsichtigung leisten wir auch erste Hilfe bei (kleineren) Unfällen und helfen bei der Suche nach verloren gegangenen Kindern oder Kindern, die ihre Eltern nicht mehr wieder finden. Ich würde Eltern daher raten, ihren Kindern ein Armbändchen mit Handynummer anzulegen. Diese sind immer in unserem Rettungszentrum erhältlich und können kostenlos abgeholt werden. Wir haben ausreichend davon!“
Flaggen
„Strandbesucher können sich jederzeit nach den Bedingungen des jeweiligen Tages erkundigen. Die richtigen Bedingungen werden zudem immer durch die Flaggen an unserem Rettungsposten angezeigt. Wenn dort keine Fahne hängt, gibt es an diesem Tag keine besonderen Bedingungen; dann hängt dort nur unsere Rettungsbrigadenfahne. Wenn eine gelbe Flagge weht, ist es gefährlich zu schwimmen, bei roter Flagge, ist es sehr gefährlich zu schwimmen und Schwimmen ist verboten. Viele denken nicht daran, nach den Flaggen zu schauen, obwohl dies das Erste sein sollte, was man tut, wenn man zum Strand kommt. Außerdem kann man immer vorab unsere Website besuchen, wo man eine Webcam und aktuelle Wetterinformationen findet. So kann man sich auf den Strandbesuch vorbereiten. Angenommen, Sie kommen aus Rotterdam, dann kann das Wetter hier ganz anders sein als in der Stadt. Rockanje hat zwar einen relativ ruhigen Strand mit seichtem Wasser, aber von Zeit zu Zeit kann es hier schon mal heftig stürmen. Und damit rechnet man oft einfach nicht.
Fitness
Den ganzen Winter über schwimmen wir beim Meander in Oostvoorne, um in Form zu bleiben und zu trainieren. Wenn das Wetter es zulässt, trainieren wir draußen. Bei der niederländischen Rettungsbrigade absolvieren alle die Lifeguard-Ausbildung, die dort entwickelt wurde und international als LifeguardDiplom anerkannt ist. Und davor machen wir alle einen Erste-Hilfe-Kurs. Nach ein bis zwei Jahren als Rettungsschwimmer kann man Erfahrung auf dem Boot und als Schiffer sammeln. Es ist ziemlich anstrengend, alle Abzeichen zu schaffen, aber es ist eine nette Gruppe, mit der man zu tun hat, und eine feste Gemeinschaft. Wir haben einfach Spaß zusammen! Und wir sind an einem schönen Ort, an einem tollen Strand und haben einen tollen Rettungsposten mit guter Ausrüstung. Ein Auto, ein Boot und einen Wasserscooter zu benutzen, das ist natürlich super. Das alles hat einen ernsten Hintergrund, ist aber gleichzeitig auch ein wirklich einzigartiges Hobby. Wir können praktisch immer einen Beitrag leisten.“
Notfallteam
Bei Rettungseinsätzen werden die freiwilligen Helfer der Rettungsbrigade oft mit schwierigen Situationen konfrontiert. Wir fragen, wie Willem und seine Kollegen mit solchen Situationen umgehen.
Nach einem Vorfall findet immer eine Nachbesprechung statt. Dann gehen wir den Vorfall mit allen, die daran beteiligt waren, durch. Und je nachdem, wie heftig es war und wer beteiligt war, erfahrene oder weniger erfahrene Rettungskräfte, werden wir vom Postenkommandanten aufmerksam beobachtet. Er achtet darauf, dass es allen gut geht. Und professionelle Hilfe steht uns jederzeit zur Verfügung.
Die meisten Rettungseinsätze werden vom Notfallteam durchgeführt, also der Gruppe der erfahrensten Rettungskräfte, die auch außerhalb der Öffnungszeiten des Rettungspostens zur Verfügung stehen, um bei 112-Anrufen zu helfen. Willem engagiert sich auch in diesem Notfallteam.
Bei extremen Wetterlagen, wenn wir denken: Wenn wir jetzt aufs Wasser müssen, wird’s schwierig, gehen nicht besonders erfahrene Wassersportler oft trotzdem aufs Wasser. Dann denke ich manchmal: Lass es doch bleiben. Manchmal wissen sie nicht, wie die Bedingungen sind oder sie sind einfach noch nie in Schwierigkeiten geraten. Aber das ist wirklich kein Spiel. Mit dem Notfallteam haben wir im Jahr 2021 über 55-mal lebensrettende Hilfe geleistet. Dabei handelte es sich vor allem um Wassersportler, die sonst nicht aus eigener Kraft aus dem Wasser gekommen wären oder so lange gebraucht hätten, dass sie unterkühlt gewesen wären oder medizinische Hilfe gebraucht hätten. Das passiert immer in bestimmten Wochen, in denen so viel los ist. Bei starkem Wind natürlich. Im Herbst, wenn der Strand leer ist, wird es für uns erst recht stressig. Das Notfallteam arbeitet in Rockanje, aber auch am Autostrand in Oostvoorne und beim Slufter auf der Maasvlakte, und zwar vom Damm bis zum Slufterstrand und darüber hinaus helfen wir natürlich auch außerhalb dieses Gebiets, wenn es nötig ist.
Wir haben Kollegen am Quack-Strand in Hellevoetsluis, das ist ein anderer Verein, aber auch dort gibt es Strandwachen. Wenn nötig, helfen wir uns gegenseitig, solange man seinen eigenen Bereich bewachen kann, denn das geht vor. Und auf der Maasvlakte, an der Zandwacht, gibt es auch einen Rettungsposten, der in der Hochsaison besetzt ist.“
Rettungsbrigade oder KNRM
Die Königlich-Niederländische Rettungsgesellschaft ist seit fast zwei Jahrhunderten vom Wasser aus tätig, wobei die Rettungsbrigade vom Strand aus bis zu einem Kilometer ins Meer hinein arbeitet. Die Rettungsbrigade leistet häufig Hilfe für Touristen und die KNRM unterstützt die Berufs- und Freizeitschifffahrt auf See.
Tipps von Willem
- Das Meer ist kein Schwimmbad. Luftmatratzen bei ablandigem Wind sind tabu!
- Lesen Sie die Schilder und Regeln, wie alles zu laufen hat.
- Schauen Sie auf die Flaggen, um zu sehen, mit welchen Bedingungen Sie es zu tun haben.
- Informieren Sie sich, wo sich Ihr Rettungsposten befindet und ob er gerade geöffnet ist.
- Genießen Sie das Wasser, aber seien Sie dabei verantwortungsbewusst.
Ich finde die Stelle bei den Bunkern am Strand zwischen Oostvoorne und Rockanje immer sehr schön. Es kann dort sehr ruhig und abgelegen sein. Es ist zwar ein kleiner Spaziergang, aber es lohnt sich, bei Sonnenuntergang dort zu sein. Wenn Sie Glück haben, sehen Sie Seehunde auftauchen und in Strandnähe schwimmen. Das ist einzigartig in diesem Gebiet. Aber gehen Sie dort nicht schwimmen, denn es herrscht oft eine gefährliche Strömung!
Strandpost
Während der Strandsaison ist der Rettungsposten in den Monaten Mai, Juni und September an den Wochenenden und bei schönem Wetter von 9.30 bis 17.30 Uhr geöffnet. Im Juli und August ist der Posten 7 Tage pro Woche geöffnet.
Bei Fragen erreichen Sie die Rettungsbrigade unter der Telefonnummer 0181-401958. In Notfällen 112 anrufen.